Zum Einstieg | Editorial

Ein aufsteigender Heißluftballon in der Dämmerung: Die Flamme verströmt goldenes Licht | Zum Einstieg | Editorial | © 2022 Claus R. Kullak | Artem Gavrysh / Unsplash | crk-resanimi.de

Diese Seite befasst sich mit den Belangen der Psyche: wie sie funktioniert, wie sie wirkt, wie sie erkrankt. Ein Editorial.

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich dem, was ich auf dieser Seite veröffentlichen will, eine Basis geben muss, auf der es aufbauen kann. Leider weiß ich selbst noch nicht genau, wie ich das zu Sagende eingrenzen möchte. Was ich weiß, ist, dass ich psychologische Phänomene erklären und Möglichkeiten, mit ihnen und unseren zwischenmenschlichen Beziehungen umzugehen, aufzeigen möchte.

Ich denke, drei wichtige Dinge sind zu beachten:

  • Da sind der Mut und die Wut, mit der wir für uns eintreten oder aus deren Mangel wir uns selbst klein machen.
  • Wir haben auch Ängste und Erwartungen, die uns unzufrieden machen oder aufhalten.
  • Und schließlich sind da die Verletzungen und Verluste, die wir in unterschiedlichem Umgang erlebt haben.

Mir ist bewusst, dass ich den Fokus damit vorübergehend vielleicht ein bisschen zu sehr auf Ängste lege, insofern ich mich mit diesen Punkten im Geheimen auch auf Fritz Riemanns „Grundformen der Angst“ stütze. Dahinter steht meine Vermutung, dass wir durch unsere Ängste und die Dinge, die wir meiden, auch die Grenzen unserer Welt abstecken.

Grundformen der Freiheit

In diesen Dingen sind wir selbst Mit-Schöpfer:innen oder Träger:innen der Bedingungen, unter denen wir leben. Das bedeutet nicht, dass wir selbst schuld daran oder verantwortlich dafür sind, dass es so kam. Vielmehr möchte ich umgekehrt darauf blicken: Denn wir sind – wie es der psychodynamische Ansatz verheißt – in der Lage zu verweigern, weiterhin Träger:innen unserer Fesseln zu sein. Stattdessen können wir andere Bedingungen für unser Leben schaffen.

Zwei Dinge sind mir dazu in den Sinn gekommen:

In Ady Henry Kiss‘ Science-Fiction-Roman „Baker’s Barn“ wird das Konzept der „unbewusst Gefangenen“ präsentiert. Es gibt also Gefangene, die sich nicht bewusst sind, dass sie Gefangene sind. Diese Vorstellung hat mich sofort fasziniert. In unserem Kontext verstehe ich dieses Konzept als Patient und aus rein psychologischer Blickrichtung als selbstauferlegte unbewusste Gefangenschaft.*

Ein ganz ähnliches Bild beschwört Pete Steele (Type O Negative) in „Gravitational Constant: G = 6.67×10-8 cm-3gm-1sec-2“ herauf. Dort besingt er einen Käfig, in welchen er sich selbst sperrte und für welchen er selbst den Schlüssel besitzt:

I built myself a nice little cage
With bars of anger and a lock of rage
I can’t help asking Who’s got the key?
When I know damned well it’s me

Appell im Editorial

Lasst uns hier und in diesem Sinne gemeinsam prüfen, welche Fesseln uns gefangen halten und ob wir nicht selbst die Schlüssel dafür finden.

* Man kann die Metapher auch philosophisch, moralisch oder religiös verstehen.

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